Tichlowitz - Techlovice

So stand es in einem Reiseführer um 1930:

Tichlowitz ist der Kernort der Gemeinde, 10 km südlich von Tetschen, unmittelbar an der Elbe und längs des Schmitzerbaches gelegen. Dichter Ortskern. Sehr vielfältig in allem, dazu ein Gartengebiet wie ein besonderes Geschenk Gottes. Daher wohl auch am meisten und weitesten bekannt durch die beiden Leißners Gärtnereien. Mittelpunkt ist die Kirche und die dreiklassige Volksschule; Bahnhof und Schiffshaltestelle. 

Viel besuchter Gasthof Jahnel „Turnerheim“ mit Turnsaal für den außerordentlich rührigen Turnverein. 


Der älteste Kern der Ortschaft dürfte auf einen kleinen altslawischen Siedlungsanfang im 10. oder 11. Jahrhundert zurückgehen. Damals war hier wahrscheinlich ein Wirtschaftshof zur Versorgung der Tetschner Burgmannschaft angelegt worden. (Meierhof) Mit Beginn des Landausbaus im 13. oder 14. Jahrhundert wurde die Altsiedlung in das größere, nach deutschrechtlicher Art mit einem Erbgericht ausgestattete Dorf Tichlowitz einbezogen.

Der Name Tichlowitz dürfte auf den Personennamen "Techla" zurückgehen.

Anfang des 14. Jahrhunderts hatte sich aus einem ursprünglich burggräflichen Wirtschaftshof ein Gutsbesitz der Ritter von Tichlowitz herausgebildet.

In der Zeit des Johann von Tichlowitz erreichte der Besitz die größte Ausdehnung, und 1402 - 1404 wurde die Burg Sperlingstein beim Ort Babutin erbaut. Da Johann von Tichlowitz kinderlos war, wechselte in den folgenden Jahrzehnten oftmals der Besitzer der Burg.

Etwa ein Sechstel der Wohnbevölkerung der Gemeinde hatte ihre Existenz vor dem 2. Weltkrieg in landwirtschaftlichen Berufen. Es bestanden 16 Bauernhöfe; 5 Höfe befanden sich im Dorf Tichlowitz. Die Hauptnutzungsart war der Obstbau, der ursprünglich zusammen mit dem Obsthandel, der Obstschifffahrt und dem Schiffbau die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde bestimmte.

Die Kriegsverluste der Gemeinde Tichlowitz betrugen 72 Gefallene und Vermisste. Im Jahr 1959 waren gut ein Viertel der ehemaligen Gemeindebewohner in der Bundesrepublik und knapp drei Viertel in der DDR.

Die Kirche

Tichlowitz wurde erstmals 1360 als Pfarrei erwähnt. „1585 bis 1621 war Tichlowitz lutherisch. Dann kam die Rekatholisierung. Sämtliche Matriken der Pfarrei Tichlowitz sind seit 1674 erhalten, liegen jedoch nunmehr im Leitmeritzer Zentralarchiv. Das Taufbuch von 1863 bis 1898 befindet sich im Archiv, wobei man festhalten muss, dass einige Ortsteile eigene Taufbücher hatten.

Das Patrozinium der Kirche "Johannis Enthauptung" könnte von der ursprünglichen Zugehörigkeit zu dem alten Johanniterbesitz herrühren. Das Kirchenfest am 29. August bzw. am Sonntag danach, war verbunden mit einem Volksfest.

Die Kirche selbst zeigt verschiedene Bauperioden. Das gotische Presbyterium stammt aus dem 15. Jahrhundert. Schiff und Turm sind unter den Bünauern Mitte des 16. Jahrhunderts in Renaissancebauweise errichtet worden. Bis zum ersten Weltkrieg waren zwei alte Glocken von 1540 und 1614 vorhanden.

Der letzte deutsche Pfarrer von Tichlowitz war Paul Fichtner, geb. am 4.3.1891 in Nieder Leppersdorf in Schlesien. Seit dem 1.9.1918 war er Kaplan in Tichlowitz. Nach dem Ableben von Dechant Hackel als Pfarrer. 1946 erfolgte ebenfalls seine Ausweisung“. Nach dem Krieg wirkte er noch bis in die 1970iger Jahre in Stockhausen-Großfurra.

Pfarrer Fichtner stand noch lange nach der Vertreibung seinen "Pfarrkindern" mit Rat und Tat zur Seite. Seine Briefe befinden sich im Archiv.

Der Meierhof

Gegenüber der Kirche liegt das Meierhofgebäude als einstöckiger Renaissance Langbau mit dem Allianzwappen des Heinrich von Bünau und der Anna Thekla von Mühlow (1615) über dem Portal. Der Meierhof entstand bereits im 16. Jahrhundert und brannte 1698 und 1878 teilweise ab.

Früher befand sich wahrscheinlich an der Stelle des Meierhofes der befestigte Rittersitz.

Schule

Die Schule wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Gemeindeverwaltung gebaut. Vorher bestand schon eine Schule aus dem 16. Jahrhundert. In den umliegenden Orten bestanden teilweise einklassige Volksschulen.

Der Weg zur Schule war für die auswärtigen Kinder schon sehr beachtlich. Teilweise 1 – 2 km. Besonders beschwerlich bei Wind und Schnee.

 Nach dem 1. Weltkrieg kam eine tschechische, einklassige Minderheitenvolksschule in Tichlowitz 106 hinzu.

Eine Besonderheit hatte Tichlowitz: Von 1880 bis 1926 bestand hier eine der drei Schifferschulen des Österreichischen Elbegebietes.